Rebecca Harms

Mitglied des Europäischen Parlaments in der Grünen/EFA Fraktion 2004-2019

#fracking    29 | 08 | 2013
Blog

Fracking – die als Befreiungsschlag gepriesene Fördermethode entpuppt sich als Flop

Ende der Woche werden am ersten bundesweiten Anti-Fracking-Tag überall Menschen auf die Straße gehen, um gegen Schiefergasförderung zu protestieren. Wir Grüne wehren uns schon lange gegen diese Technologie. Mittlerweile haben wir auch prominente Unterstützung aus Hollywood - der Film "Promised Land" mit Matt Damon in der Hauptrolle, ist im vergangenen Monat in den deutschen Kinos angelaufen und setzt sich für US-Verhältnisse äußerst kritisch mit dem Thema Fracking auseinander.

Die Heinrich-Böll-Stiftung hatte bereits pünktlich zum Kinostart das Berliner Publikum zur Filmvorführung und anschließender Podiumsdiskussion eingeladen. Auch Dany Cohn-Bendit und ich möchten das Thema noch einmal groß auf die Brüsseler Bühne bringen und hoffen, dass Matt Damon vielleicht demnächst persönlich im EU-Parlament erscheint, um seine Sicht der Dinge darzulegen.

Der Streit darüber, wie wichtig die unkonventionelle Gasförderung für Europa ist, köchelt in Brüssel schon lange. EU-Energiekommissar Günther Oettinger möchte die Schiefergasförderung gerne EU-weit regeln, weist dabei vor allem auf die angeblich großen Chancen des Verfahrens hin und warnt vor einer zu hohen Furcht vor den Risiken. Dabei ignoriert er jedoch die Gefahren, die nicht nur in der Vorstellung hysterischer Umweltschützer existieren, sondern mittlerweile in zahlreichen wissenschaftlichen Studien ausführlich beschrieben sind.

Vor ein paar Wochen erst wurde eine US-Studie veröffentlicht, die neue Hinweise auf die Belastung von Trinkwasser in Brunnen ergab, die in der Nähe von Fracking-Anlagen stehen. Diese sind häufig mit Methan, Ethan und Propan verunreinigt, wobei die Belastung mit Methan bei Brunnen im Umkreis von einem Kilometer um Fracking-Anlagen sechsmal höher als in anderen Brunnen war. Die Ethan-Konzentration war sogar 23 mal höher. Jetzt tobt ein Streit zwischen Umweltschützern und Gaswirtschaft, ob die Belastung des Trinkwassers tatsächlich die Folge der Bohrungen ist oder eine natürlich Ursache hat.

EU-Kommissar Oettinger überschätzt gleichzeitig die kostensenkende Wirkung der Bohrungen. Es stimmt zwar, dass der Gaspreis in den USA wegen der Schiefergasförderung enorm gesunken ist und weit unter dem europäischen Gaspreis liegt. Allerdings ist der Preis mittlerweile so niedrig, dass er viele Fracking-Projekte unwirtschaftlich gemacht hat. Dazu kommt, dass die Förderung in der Europäischen Union so großflächig wie in den USA gar nicht möglich wäre, weil die Besiedelung viel dichter ist. Außerdem würden höhere Umweltauflagen die Förderung verteuern.

Es ist deshalb kaum davon auszugehen, dass die Gaspreise in der EU überhaupt merklich sinken würden, wenn man in die Schiefergasförderung einsteigen würde.

Frankreich hat Fracking bereits verboten und in Polen - eigentlich Fracking-Befürworter - hat sich die amerikanische Förderfirma mittlerweile zurückgezogen, weil die Förderung wirtschaftlich unrentabel wäre. Ungarn, Rumänien, Spanien und Großbritannien sind dem Fracking gegenüber (noch) aufgeschlossen, wenn es umweltverträglich erfolgt. Und Deutschland? Die Vertagung der Verabschiedung eines neuen deutschen Fracking-Gesetzes auf die nächste Legislaturperiode hat das Problem nicht gelöst – im Gegenteil!

Ohne Gesetz steht zu befürchten, dass Fracking flächendeckend ohne Umweltauflagen erlaubt wird, obwohl laut einem Gutachten des Sachverständigenrats für Umweltfragen beim Fracking sehr hohe Risiken einem geringen Nutzen gegenüberstehen, da die Förderung auf dicht besiedelten Flächen aus Umweltschutzsicht problematisch und teuer würde.

Die EU sollte vielmehr auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz setzen und auf diesen Gebieten ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern. Denn nicht mal beim Klimaschutz ist Fracking positiv zu beurteilen. Der Energieaufwand bei der Förderung ist immens. Außerdem werden bei der Förderung große Mengen klimaschädlichen Methans freigesetzt. Und nicht zuletzt entsteht bei der Verbrennung von Gas CO2. Anstatt also verzweifelt nach Möglichkeiten zu suchen, der Erde auch noch den letzten Tropfen Öl und das letzte bisschen Gas abzuringen, müssen wir Wege finden, von unserer Abhängigkeit von fossilen Energieträgern loszukommen. Erste Priorität muss es sein, mehr zu leisten mit den verbleibenden Rohstoffen. Wir müssen unseren Energieverbrauch drastisch senken. Im Gebäudebereich besteht enormes Potential zur Effizienzverbesserung. In der Stromerzeugung ist Gas ohnehin lediglich für den Übergang notwendig, bis wir 100%ig auf Erneuerbare umgestiegen sind.

Protest gegen Fracking kann es also nie genug geben!


#fracking   #energie   #energiewende